Donnerstag, 23. Dezember 2010

23. Dezember

Als Lotos- oder Lilienfüße bezeichnete man die Füße der Frauen im Kaiserreich China, die durch extremes Einbinden und Knochenbrechen zu Gunsten eines etwa tausend Jahre lang anhaltenden Schönheitsideals verkrüppelt wurden.
Den meisten Mädchen wurden die Füße im Alter von fünf bis acht Jahren von der Mutter oder der Großmutter abgebunden. Zunächst wurde der Fuß in einer Flüssigkeit aus Kräutern und Tierblut eingeweicht, die Zehnägel so kurz wie möglich geschnitten, um ein Einwachsen und damit einhergehende Infektionen zu vermeiden und der Fuß dann massiert. Die Fußknochen wurden anschließend mit einem Stein gebrochen. Der Fuß wurde dann so eng mit Bandagen umschlungen, dass er nicht nur im Wachstum gehemmt und zum Klumpfuss verformt wurde, sondern aufgrund mangelnder Durchblutung oft auch teilweise oder ganz abstarb. Mit Ausnahme der großen Zehe wurden alle Zehen gebrochen und unter die Fußsohle gebogen. Den jungen Mädchen wurden die Zehen dabei alle zwei Tage erneut mit nassen und immer engeren Bandagen, die beim Trocknen auch wiederum enger wurden, unter die Fußsohle geschnürt, damit sie schmale, spitze Füße bekamen. Häufig kam es nach dieser Prozedur zu Fäulnisprozessen, die teilweise auch mit Zugabe von Porzellanscherben, Schlamm und Würmern gefördert wurden, um das Absterben des Fußes zu erzwingen und somit späteren Schmerzen vorzubeugen. Wenn es gelungen war, die Füße auf diese Weise zu deformieren, konnten die Frauen keine weiteren Strecken mehr gehen.








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